Bevor Einzelhandelskaufmann Dave, 22, und BWL-Studentin Verena, 22, was an den Kunden bringen können, brauchen sie jemanden, der die Waren anschleppt. Mark, 22, macht das. Er ist Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung. Die drei diskutieren, wie man Waren von zwei verschiedenen Seiten sehen kann
14. October 2010 - 11:36 von SPIESSER-AutorIn burb.
Studentin Verena: „Es gibt die Vorurteile gegenüber Frauen im Baumarkt. Dabei haben viele meiner Kolleginnen ein unglaubliches Wissen. Ich hatte auch oft den Fall, dass Männer zu mir kommen: ‚Helfen sie mir, ich habe keine Ahnung, was muss ich machen?‘“
Dave: „Wir als Verkäufer geben schon die entscheidenden Tipps, wie Wohnzimmer am Ende aussehen.“ Verena: „Bei uns im Baumarkt ist das nicht viel anders. Bei uns gehts dann um den Vorgarten.“
Mark: „Möbel habe ich noch nicht transportiert. Eher Kies, nicht nur eine Tonne, schon mehr.“
Viele Möbel sind noch keine Wohnung: Dave, 22, wird Einzelhandelskaufmann bei IKEA und sitzt jetzt im Lager des Einrichtungshauses, um mit Mark, 22, Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung bei Schenker, und Verena, 22, Studentin für Handel und Dienstleistungsmanagement von Hornbach über ihre Berufe zu diskutieren. Um sie herum: Billy, PAX und Co. Warum habt ihr euch gerade für den Dienst am Kunden entschieden?
Dave Ob es mal ein freundlicher Kunde ist oder ein verzweifelter, der ein Problem hat. Das ist ja das tolle, anderen Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen. Ich denke, dass es mir auch ein bisschen in die Wie- ge gelegt wurde. Meine Mutter ist im Handel, meine Schwester ist es jetzt auch.
Mark Ich bin zur Arbeitsagentur gegangen. Da gibt es ja diesen Test, wo du deine Eigenschaften und Interessen angibst und dabei kam dieser Beruf heraus. Und den mach ich jetzt. Bei mir sind die Kunden eher Firmen, nicht Einzelpersonen, wie hier im Möbelhaus oder im Baumarkt.
Verena Ich hätte auf jeden Fall BWL studiert. Aber so ist es schmerzfreier, ich arbeite im Baumarkt, da ist die Arbeit ganz praktisch, und studiere gleichzeitig dual BWL mit Schwerpunkt auf Handel und Dienstleistungsmanagement.
Aber Mathe muss man schon mögen, oder?
Verena Schon, aber es ist nicht so kompliziert, wie man sich das vielleicht denkt. Es ist mehr mit Kosten- und Leistungsrechnung verbunden, als mit Algebra, Sinus und Cosinus.
Um die drei herum stapeln sich die Möbelpakete. An den Regalen stehen die Preise. Muss man die als Mitarbeiter eigentlich alle auswendig können?
Dave Naja, hundert weiß ich bestimmt. Allein schon, weil ich in meiner Ausbildung in verschiedenen Abteilungen eingesetzt werde.
Mark Ich habe erst einmal nichts mit den Preisen zu tun. Ich bin ja im Team Intermodal, wir kümmern uns hauptsächl ich um riesige Container. Möbel habe ich noch nicht transportiert. Eher Kies, nicht nur eine Tonne, schon mehr. Chemische Stoffe, auch anspruchsvolle Transporte mit Gefahrengütern und Maschinenteilen.
Verena Hast du schon mal einen Waggon nicht gefunden?
Mark Nein, bisher war noch jeder da. Es gibt mal Schadwagen. Da denkst du dir, oh, was ist denn da passiert? Warum ist der jetzt nicht am Bestimmungsort? Der sollte doch schon um zwölf Uhr da sein. Dann musst du schauen, was passiert ist, wie du das löst und das dem Kunden erklären.
Dave Gutes Stichwort. Ich erkläre Kunden auch viel. Zum Beispiel, was die Einrichtung angeht. Manche haben überhaupt keine Vorstellung. Dann ist es schon so, dass wir als Verkäufer die entscheidenden Tipps geben, wie ihr Wohnzimmer am Ende aussehen wird.
Verena Bei uns im Baumarkt ist das nicht viel anders. Bei uns gehts dann um den Vorgarten. Als Frau ist es schon schwer. Es gibt die Vorurteile gegenüber Frauen im Baumarkt. Dabei haben viele meiner Kolleginnen ein unglaubliches Wissen. Ich hatte auch oft den Fall, dass Männer zu mir kommen: „Helfen Sie mir, ich habe keine Ahnung, was muss ich machen?“
Dave Kunden setzen bei uns auch voraus, dass wir einen gewissen Geschmack haben.
Wie wäre das, wenn alle drei in einem Unternehmen arbeiten würden? Der Gedanke drängt sich auf, jetzt wo sie so einmütig im Regal sitzen.
Verena Egal ob Couchtisch oder Dachschindeln, wir wollen Dinge verkaufen. Daher ist unsere Arbeitswelt durch den Kundenkontakt geprägt. Dave und ich würden daher wahrscheinlich am ehesten aufeinander treffen. Mark würde dann quasi die Ware liefern.
Mark Genau, ich wäre vielleicht der Frachtführer. Ich sorge dafür, dass das Lager voll ist, dass es überhaupt was zu verkaufen gibt.
Studium BWL – Handel und Dienstleistungsmanagement ist ein dreijähriger dualer Bachelor- Studiengang. Ihr bewerbt euch beim Unternehmen. Voraussetzung ist die Hochschulreife, Bewerber mit Fachhochschulreife können in einem Test ihre Eignung beweisen.
Kaufmann/-frau für Einzelhandel berät Kunden, verkauft Waren, arbeitet im Lager, ordnet Regale und übernimmt Aufgaben im Personal- und Rechnungswesen. Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist in unterschiedlichen Bereichen möglich.
Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen ist dafür verantwortlich, dass Waren von A nach B kommen. Heißt, er organisiert den Versand, klärt den Umschlag von Gütern und achtet darauf, dass alles pünktlich ankommt. Ausgebildet ist man nach drei Jahren, ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben.
Text: Björn Urbansky
Fotos: Kirsten Nijhof
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