Mit leeren Taschen reist es sich schlecht. Bevor Robert kreuz und quer über den roten Kontinent fährt, muss er also seine Reisekasse auffüllen. Dass es sich dabei um Schwarzarbeit handelt, erfuhr er erst vor Ort. Na klasse, kaum im Backpackerleben angekommen und schon in die Illegalität abgerutscht.
09. February 2011 - 10:42 von SPIESSER-Autor Robatt.
Bis zur Hüfte stehe ich im Wasser und um mich herum treiben verschiedene Boote und Matratzen. Nein, vom Hochwasser in Australien bekomme ich nichts mit. Die Brühe um meine Beine ist nicht mit Schlamm, sondern mit Chlor und Urin verseucht.
Seit drei Wochen stehe ich in einem aufblasbaren Pool und bespaße Kinder. Von Knirpsen, die in diesem Sommer das Laufen gelernt haben bis hin zu Teenies, die in diesem Sommer ihre ersten Fummeleien erlebt haben — in Australiens erstem mobilen Wasserpark hüpfen sie alle wie angestochen umher. Meine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass im Getümmel so wenig wie möglich Kinder ertrinken. So weit, so gut.
Dummerweise gibt es auch Kinder die zwar laufen können, aber leider zu dick sind, um selbst auf die Rutschen zu klettern. Dann spritzen sie mit Wasser um sich, bis ich zu ihnen geeilt bin. „I can’t get up“, winseln sie mir mit Dackelaugen entgegen. Manchmal möchte ich antworten „Because you’re too fat“, aber vermutlich würden sie dann aus dem Pool stürmen und mit dem Pommes-Frustessen beginnen. Es nützt also alles nichts. Ich greife mir die laufenden Zementsäcke und wuchte sie die Rutsche hoch.
Nicht das ich etwas gegen dicke Kinder habe, ich war selbst eine laufende Kugel – aber mich musste man niemals auf eine Rutsche hochheben! Nach dem Feierabend werfe ich mich vors Zelt, welches verbotener Weise auf dem Freizeitparkgelände steht. Ich habe eine wunderbare Aussicht auf den Wohnwagen der „regular staffs“, die darin Drogen an die örtliche Szene verkaufen. Es gibt Kiddies die vermutlich nicht länger als 22 Uhr draußen sein dürften aber am Drogenwohnwagen Stammkunden sind.
Das passt zum asozialen Bild der Mitarbeiter hier. Ihre Zähne gleichen dem Sternhimmel über uns — es gibt noch ein paar gelb leuchtende Punkte im schwarzen Raum. Würden diese Menschen im Bus sitzen, dann würde ich drei Reihen Abstand halten, weil ich Angst vor überspringendem Ungeziefer hätte.
Mit dem Gedanken, dass man sich seinem Unternehmen anpassen soll, habe ich aufgehört mich zu rasieren. Fälschlicher Weise dachte ich, dass ich das Leben der Mitarbeiter dann besser nachvollziehen könnte. Auch wenn ich jetzt animalischer aussehe — ich kann und will nicht auf eine Wellenlänge mit denen kommen.
Immer rein in die Säure.
Weltenbummelei auf SPIESSER.de
Robert der Hahn im Korb der Auslandsblogger. Vorherige Artikel von den Weltenbummlerinnen, wie zum Beispiel Wibke in Kalifornien oder Jasmin in Rumänien, findet ihr unter der Serie Auslandsblogs.
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Und das soll jetzt mein Leben in Australien sein?
Zusammen mit Ex-Knastbrüdern dicke Kinder hieven, mir den Rücken kaputt machen und meine Beine acht Stunden lang in Säure halten? Nein, so kann das nicht weitergehen.
Den Zahltag abwarten, ein Handtuch mitgehen lassen und am nächsten Morgen abhauen - wenn schon illegal, dann aber richtig! Bald fahre ich zweieinhalb Tage mit dem Zug nach Perth. Voller Hoffnung, dass ich an der Westküste das Leben finde, das die bunten Katalogbilder versprochen haben. Bis dahin klaue ich weiterhin die Tageszeitung, die bei MC Donalds ausliegt.
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tolles Video. Ich hoffe da musste niemand pusten^^
Aber du siehst so anders aus, seit du da unten bist...