Einmal ganz oben auf dem olympischen Treppchen stehen, das ist der Traum vieler Sportler. Doch bis dahin ist es oft ein weiter Weg. SPIESSER-Autorin Cora traf sich mit Giuliana Federici und Peer Sönksen, zwei Nachwuchsathleten, die bei den Olympischen Jugendspiele in Nanjing, China, dabei sind. Sie erzählen euch von ihrem Traum und wie sie ihren Weg nach Olympia bestreiten.
Giuliana Federici ist 15 Jahre alt und kommt aus Friedrichshafen am Bodensee. Sie ist im Alter von 6 Jahren zur Kampfsportart Taekwando gekommen.
Giuliana, was unterscheidet deine Sportart von den vielen anderen?
Ich glaube, der große Unterschied zwischen Taekwondo und vielen anderen Sportarten ist, dass ganz unterschiedliche Bereiche wie Körperspannung, Kondition, Kraft und höchste Aufmerksamkeit gleichzeitig koordiniert werden müssen.
Was magst du an deiner Sportart und weshalb ist es genau die richtige für dich?
Für mich ist mein Sport der perfekte Ausgleich. Privat bin ich eigentlich eher der ruhigere Typ, doch im Training kann ich dann voll aufdrehen und zeigen, was in mir steckt. Ich kann mich dabei vollkommen auspowern und lerne dabei noch unglaublich viel über meine Körperkontrolle.
Wie war der Moment, als du von deiner Nominierung für die Jugendolympiade erfahren hast?
Ich war geschockt. Du musst wissen, ich hatte das riesige Glück nachnominiert zu werden. Bei meinem offiziellen Qualifikationswettkampf wurde ich neunte, doch nur die ersten Acht qualifizierten sich für die Jugendolympiade und so war ich ganz knapp an meinem Ziel vorbei geschlittert. Doch eines Tages bekam ich den Anruf, dass ein Teilnehmer aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten kann und ich für sie nachrücken werde. Ich glaubte im ersten Moment, es sei ein Scherz.
Früh übt sich, das ist ein bekannter Spruch. Wie früh hast du angefangen zu üben und wie ist deine bisherige Karriere abgelaufen?
Mit 6 Jahren habe ich angefangen. Ein Jahr später hatte ich bereits meine erste Gürtelprüfung. Eine wichtige Station in meiner bisherigen Karriere war der 2. Platz bei den Europameisterschaften 2013.
Welchen Stellenwert nimmt dein Sport in deinem alltäglichen Leben ein?
Der Sport und mein Verein ist alles für mich und bestimmt auch meine freie Zeit. Ich kann sagen, dass ich die Turnhalle öfters sehe, als unser Wohnzimmer und mein Verein beinahe meine Familie geworden ist. Da ich auf kein Sportinternat gehe, ist mein Tagesablauf wie bei jedem normalen Schüler. Doch der einzige Unterschied ist, dass ich meine wenige freie Zeit in der Turnhalle beim Training verbringe. Das ist für mich auch nicht immer leicht, denn ich bin ein ganz normaler Teenager, der gerne mit seinen Freunden etwas unternehmen will oder auch mal ganz entspannt zu Hause auf der Couch liegen möchte.
Wie motivierst du dich bei dem harten Training immer wieder von neuem?
Natürlich motivieren Erfolge, aber auch die Aussicht auf eine Teilnahme an den olympischen Jugendspielen. Doch meine größte Stütze ist meine größere Schwester, die auch Taekwondo macht. Gegenseitig motivieren und pushen wir uns beim Training oder vor Wettkämpfen. Aber natürlich sind auch meine Freunde, die Familie und mein Verein sehr wichtig für mich.
Gab es Momente, wo du an deinem Hobby gezweifelt hast?
Natürlich gab es die. Gerade im Teenageralter. Ich sah immer, wie viel freie Zeit meine Freunde hatten und bemerkten, auch allzu oft, dass ich bei Aktivitäten selten dabei war. In diesen Momenten habe ich sehr oft gezweifelt, doch heute bin ich froh, dass ich meinen Sport nie hingeschmissen habe. Ich durfte bereits so viele tolle Erfahrungen und Erlebnisse machen, die ich sonst nie erleben hätte dürfen. Letztes Jahr waren wir sogar einmal in Las Vegas. Außerdem glaube ich, dass ich ohne meinen Sport einfach nicht mehr leben könnte.
Zum Schluss noch eine kleine Frage: Wie lauten deine Ziele für die Zukunft?
Ich hoffe natürlich, dass ich jetzt in Nanjing erfolgreich abschneiden werde. Außerdem möchte ich nach meinem Realschulabschluss jetzt auch noch mein Abi machen.
30 verschiedene Sportarten sind in Nanjing vertreten, darunter auch Triathlon, das sich aus den Teildisziplinen Laufen, Fahrradfahren und Schimmen zusammensetzt. Ich sprach mit Triathlet Peer über seine Motivation und Power.
Peer ist 16, kommt aus Schleswig-Holstein und ist sein fünf Jahren Triathlet. Zurzeit ist er auf einem Sportinternat.
Peer, was zeichnet deiner Meinung nach den Triathlon aus?
Die Besonderheit des Triathlons ist die Kombination der drei Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen. Dadurch ist sie unglaublich vielseitig, aber auch schwierig, da man in drei Sportarten unglaublich gut sein muss, wenn man etwas erreichen will.
Weshalb brennt deine Leidenschaft genau für diese Sportart?
Ich mag die Herausforderung des Triathlons. Man muss sich stets seine Kräfte einteilen und seine Chancen richtig abschätzen. Diese taktischen Überlegungen machen den Sport für mich gleich viel spannender. Außerdem kann ich mich natürlich komplett auspowern.
Jeder muss mal klein anfangen. Wie sah deine bisherige sportliche Karriere aus?
Begonnen mit dem Triathlon habe ich mit 11. Das scheint zwar sehr spät, doch in meiner Sportart ist das fast normal, da man sie als Kind noch nicht ausüben kann. Ich habe irgendwann begonnen an Wettkämpfen teilzunehmen und war dabei auch sehr erfolgreich. Seit 2 1/2 Jahren bin ich auf einem Sportinternat in Neubrandenburg.
Deutscher Meister bist du bereits, doch wie viel musst du dafür üben und welchen Stellenwert nimmt dein Sport in deinem Alltag ein?
Da ich in einem Sportinternat lebe, dreht sich mein Leben eigentlich voll und ganz um meinen Sport. Ich trainiere jeden Tag und ca. 15 Einheiten die Woche.
Das ist wirklich einiges. Wie vereinbarst du das Leben im Internat und dein Training mit deiner Familie, deinen Freunden und deinen anderen Hobbys?
Das ist natürlich nicht ganz leicht. Meine Familie sehe ich ca. nur alle 8 Wochen bei Wettkämpfen oder ein paar Tage in meinen Ferien. Meine Freunde habe ich hauptsächlich auf dem Internat. Wir sehen uns jeden Tag, gehen zusammen in Unterricht, trainieren gemeinsam und haben viel Spaß. Meine anderen Hobbys haben sich sogar meiner Sportart gebeugt. In meiner freien Zeit interessiere ich mich z. B. sehr für Fahrräder.
Welche Momente deines sportlichen Werdegangs wirst du so schnell nicht mehr vergessen?
Die emotionalsten und erfolgreichsten Höhepunkte meiner Karriere sind für mich ganz klar die zwei gewonnenen deutschen Meisterschaftstitel von 2012 und 2014. Mein schlimmster und traurigster Moment war bei den Deutschen Meisterschaften 2013. Ich wollte meinen Titel verteidigen und ging als Favorit an den Start. Leider war ich die Monate davor verletzt und konnte deshalb meine Leistung nicht bringen. Ich brach beim Wettkampf zusammen.
Hast du ein Lebensmotto, das dich in so schwierigen Phasen unterstützt?
Ja. Der Spruch „Quäl dich du Sau“ von Udo Bölts, einem ehemaligen Radrennfahrer, ist sehr wichtig für mich. Er motiviert mich und zeigt mir, dass man nicht alles, aber vieles erreichen kann, wenn man den Willen dazu hat.
Was würdest du anderen Sportlern mit auf den Weg geben, die ihre Leidenschaft ausleben wollen?
In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass Talent nicht alles ist. Man kann durch Üben und Kämpfen genau so weit kommen.
Interview: Cora Zimmermann
Teaserbild: Christian Pfeifer
Fotos: DOSB
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