Seit ein bekannter deutscher Komiker auf dem Jakobsweg in Spanien unterwegs gewesen ist, ist Pilgern zu einer Art Volkssport geworden. Doch oft steckt vielmehr dahinter. SPIESSER-Autor Dmitry war auf Pilgerfahrt in Jerusalem und erzählt euch, was das Pilgern für ihn bedeutet.
Den Segen Gottes erhalten, die Seele und den Körper heilen oder ein persönlicher Einblick in die Wunder der Religionen – das alles verbindet man mit dem Begriff Pilgerreise. Aber auch die Suche nach neuem Wissen, Abenteuerlust auf fremde Kulturen und deren Geschichte oder sogar politische Zwecke sind Gründe, sich auf eine Pilgerreise zu begeben. Doch Anlass für eine solche Reise ist in den meisten Fällen der Glauben selbst – so auch bei mir. Als orthodoxer Christ glaube ich an eine überirdische Macht und jemanden, der uns auf die richtige Fährte lenkt. Pilgern ist für mich also eine Reise zu mir selbst, denn der Mensch findet nur dann zu sich, wenn er zu Gott findet.
Die Himmelsstadt Jerusalem
Ankunft in der Wiege dreier Weltreligionen
Jerusalem ist die Wiege von drei Weltreligionen: Judentum, Christentum und Islam. König David gründete an diesem Ort die erste Hauptstadt des jüdischen Volkes, Jesus Christus wurde in Jerusalem verurteilt und gekreuzigt und Prophet Mohammed stieg hier zum Himmel auf. Das Pilgern nach Jerusalem hat dadurch eine traditionsreiche Geschichte. Seit dem 4. Jahrhundert besuchten die Christen Palästina, wo ihr Erlöser Jesus Christus göttliche Taten beging. Dazu passt auch das jüdische Sprichwort: „Zehn Maß Schönheit kamen auf die Erde herab. Jerusalem bekam davon neun Maß.“
Wahrscheinlich soll genau deswegen jeder Gläubige mindestens einmal im Leben diese Stadt und ihre heiligen Orte, wie Zion, Grabeskirche und Klagemauer besuchen. Ende 2011 schlugen mir meine Eltern vor, an Weihnachten nach Israel zu fliegen, um die Heiligtümer Jerusalems zu besichtigen. Ohne nachzudenken stimmte ich zu, denn diese Reise war schon seit langem ein großer Traum von mir.
Die Vorbereitungen
Dmitry als Pilger
Da ich mich wie wahnsinnig auf die bevorstehende Reise freute, versuchte ich mich natürlich gründlich darauf vorzubereiten. Da gibt es die unterschiedlichsten Ratschläge: Sich von einem Priester segnen zu lassen, einen Hymnus singen oder einfach einen Gottesdienst bestellen. Den einen Weg gibt es allerdings nicht. Ich glaube, dass Gott in unseren Herzen ist. So wandte ich mich persönlich vor dem Pilgern an ihn und las zudem viele Informationen über Israel, seine Hauptstadt und die heiligen Orte, die ich besuchen wollte. Vor Beginn der großen Reise war mir verständlicherweise wegen der geopolitischen Situation in der Region ein bisschen mulmig zu Mute. Im Flughafen auf dem Weg nach Jerusalem begegneten mir einige Bekannte, die zufällig mit ähnlichen Zielen nach Israel flogen. Unter den Passagieren waren auch mehrere Priester. Da kann doch der Flug nur sicher verlaufen, dachte ich mir! Als ich Israel besuchte, war der Gaza-Konflikt deutlich spürbar: Militärflugzeuge im Himmel, verblüffend hohe Sicherheitsmaßnahmen und Soldaten, die Autos genaustens kontrollierten.
Bekanntschaft mit Israel
Noch bevor wir richtig gelandet waren, spürte ich den besonderen Charme Israels: die spitzen Wolkenkratzer, die Wohnviertel von Tel-Aviv und der goldenen Streifen des Strandes. Nach dem Zoll und der Gepäckausgabe ging es in einem Minibus weiter, dessen Fahrer sich als ein guter Reiseführer erwies. Er erzählte uns viel über Mythen und Legenden und machte komische, aber manchmal platte Witze auf Russisch, obwohl er Beduine war. Er schlug uns selbst vor, ihn und seine Familie mal zu besuchen und wir versprachen, das nächste Mal unbedingt zu Gast zu kommen.
Tatsächlich bestätigte sich mir auf der Reise der Ausspruch „Jerusalem – Museum unter freiem Himmel“. Im Christlichen Viertel befindet sich die Kirche vom Heiligen Grab – das Hauptheiligtum des Christentums. Der Muslimische Bezirk grenzt an den Tempelberg, der laut Überlieferung als der Ort der Himmelfahrt Mohammeds gilt und nicht weit davon Yad Vashem – die bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert.
Ein Land, das man immer wieder besuchen möchte
An der Stätte des Glaubens: Die Klagemauer.
Es ist schwer zu beschreiben, was ich bei all dem fühlte. Hier wurde Jesus gekreuzigt und begraben und auch hier ist er auferstanden. Fast am Eingang liegt der Stein der Salbung Jesu, auf den man heutzutage Kreuzchen und Ikonen legt, um sie zu heiligen. In der Kirche selbst ist auch Golgatha, die Stätte von Kreuzigung und Gottesgrab. Ich musste ziemlich lange anstehen, um das alles berühren zu können. Ganz ähnlich ist es an der berühmten Klagemauer, wo viele Besucher ein Gebet an Gott richten. Die Regeln dort sind streng. Zum einen gibt es getrennte Bereiche für beide Geschlechter, zum anderen müssen die Männer jüdische Kopfbedeckungen tragen.
Es scheint, dass man als Reisender vor dem Krieg flüchtet. Trotzdem fahren die Pilger immer wieder nach Israel, um innere Ruhe zu finden. Ich würde Israel gerne wieder besuchen, am liebsten zum Osterfest. Jerusalem ist jener Ort, wo ich mich von der Eile und Hektik des Alltags erholen konnte. Nach der Rückkehr fühlte ich mich geborgen und vom Gott geschützt. So möchte ich jedem, der innere Ruhe und Seelenfrieden anstrebt, raten, „einmal weg zu sein“, sich auf eine Reise zu begeben und diesen Moment des Pilgerns zu sich selbst zu erleben.
Text & Fotos: Dmitry Erokhin Teaserfoto: Flickr-User Gerry Thomasen (CC BY 2.0)
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toller Text! Finde ich echt cool, was du schreibst. War selbst schon dort und bin Israel-Fan. Aber Pilgern verbinde ich auch immer mit Wandern und alleine sein um irgendwo anzukommen? Oder empfandest du deine Reise so mit den "Heiligen Stätten" ?
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Hallo Dmitry,
toller Text! Finde ich echt cool, was du schreibst. War selbst schon dort und bin Israel-Fan. Aber Pilgern verbinde ich auch immer mit Wandern und alleine sein um irgendwo anzukommen? Oder empfandest du deine Reise so mit den "Heiligen Stätten" ?