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Alles Hipster?!

Ihr liebt Röhrenhosen und Bartwuchs? Der Jutebeutel darf auch nie fehlen? Guten Tag in der Welt der Hipster! Sie sind überall und nirgendwo, aber wen oder was stellt denn diese dubiose Subkultur der Hipster dar? Fragen über Fragen, denen SPIESSER-Autorin Anh auf die Spur geht.

10. September 2012 - 15:33
von SPIESSER-Autorin whityhumbuk.
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whityhumbuk Offline
Beigetreten: 27.06.2012


Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.

 

Sie predigen Anti-Kommerzialität und landen doch im Massenkonsum: Generation Hipster. Zusammen schwimmen sie gegen den Strom und wollen Individualität demonstrieren, schlussendlich tauchen sie im Sumpf des Narzissmus. Glaubt ihr nicht? Hier eine kleine Analyse.

Was will der Hipster?

Ein Muss im Hipster-Leben: Das Macbook.
Foto: Corinna Dumat / pixelio.de

Hipster mögen zwar wie dahergelaufene Landstreicher aussehen, das heißt aber keineswegs, dass sie nicht das Geld für „ordentliche“ Sachen hätten. Macbook, Club Mate und diverse koffeinhaltige Getränke gehören schließlich auch zum Jutebeutelinhalt.

Früher wollten Jugendkulturen mit eigenen Treffpunkten und Kleidungsstilen ihre Ideale zeigen und Nonkonformismus leben. Hipster kennen keine Ideale. Für sie läuft das Leben ganz leicht und wenn es mal nicht so läuft, dann inszenieren sie alles im Sinne der Ironie – eigene Olympiade inklusive. Die politische Laufrichtung fehlt ihnen dagegen.

Sie fühlen sich nicht angeekelt von der Stumpfheit der Bourgeoisie und verkriechen sich in intellektuelle Nester wie die Bohemiens am Anfang der Jahrhundertwende. Nein, sie dürfen und sollen von allen bestaunt werden – aber bitte nicht anfassen! Es wird auch nicht mehr gegen den Vietnamkrieg oder für freie Liebe gekämpft wie bei den Hippies der 68er. Sie üben keine Aufstände gegen Jugendarbeitslosigkeit wie die Punks damals in Großbritannien. Marktwirtschaft und Kapitalismus sind nicht Feind sondern Freund für die sorgenlosen Kollegen hinter den dicken Nerdbrillengläsern.

Alles nur geklaut?

Sie laufen immer dem nächsten Trend hinterher und am besten sie erfinden ihn selbst. Aber ist das denn alles so neu? Der zerschlissene Pulli und das Holzfällerhemd kommen aus dem Secondhandladen. Die Brillengestelle kann man sich problemlos von Omi ausleihen.


Die Hipster. Eine Subkultur, die sich nicht in eine Schublade
stecken lassen möchte.
Foto: naisfotografie / pixelio

Selbst ihr Name ist nur geklaut, gab es doch schon vor mehr als 70 Jahren eine Subkultur, die auf den Namen Hipster hörte. Diese nahm sich als avantgardistische Strömung aber durchaus ernst. Vertreter von Bebop und Beatniks machten mit neuen Klängen und Ideen auf sich aufmerksam. Damit können  Hipster von heute nicht auftrumpfen. Eigentlich will sich sogar niemand wirklich als Hipster outen. Wie soll man sich auch einer Gruppe zugehörig fühlen, wenn man im Morast der Individualität sein Dasein fristen möchte?

Wieviel Hipster steckt in uns?

Mit 17... Jung sein in Deutschland

Was haben junge Leute im Laufe der Geschichte denn großartig verändert? Was für Geschehnisse und Trends gabs zu Zeiten als eure Oma noch in die Disco ging? Alle Fragen zu vergangenen Jugendkulturen könnt ihr in der Sonderausstellung „Mit 17...jung sein in Deutschland“ des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig nachgehen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 4. November 2012.

Aber gehen wir nicht zu hart mit den Leuten im Pseudoretrolook ins Gericht. Sie sind keine Rebellen oder Revolutionäre, aber Hipster polarisieren. Sie sind Einzelgänger, ok, aber sie mischen verloren geglaubte Viertel in Großstädten wieder auf und machen sie attraktiv. Vielleicht sind sie in ihrem Stilverständnis in der Zeit stehen geblieben. Vielleicht wälzen sie sich manchmal auch ein bisschen zu sehr im Narzissmus.

Aber irgendwie steckt der liebenswürdige Zeitgenosse doch in jedem von uns. Das Geschäft auf den Flohmärkten und Secondhand-Läden boomt. Und vielleicht sind wir deswegen nur eine junge Generation, die ihre Jugend gerne in einem anderen Jahrzehnt verbracht hätte.

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Kommentare

27 Kommentare
  • stimme dem artikel voll zu.

  • der begriff >hipster< wurde sogar schon in der bill cosby show aufgegriffen. da erklären die großeltern der nichte, dass hipster nicht mehr sind, als leute die jeden trend mitmachen.
    da stell ich mir die frage, was so gut dran sein soll, sich als charakterloser, toter fisch zu bezeichnen, der sich vom strom treiben lässt?!
    dieser hipsterscheiß is genau so ne welle, wie damals diese emosache... diese scenekidphase... oder dieser plötzliche wahn, über modebloggen zu wollen.

    c'mon...

  • Ich bekenne mich hiermit als leidenschaftliche Jutebeutelträgerin...bin ich ein Hipster und kann diesen Artikel verantworten? ;) Freut mich, wenn er gut ankommt.

  • Klasse Artikel! Mir ist dieses Verhalten bei Hipstern auch schon häufiger aufgefallen und nun ist es schön mal einen gut geschriebenen Artikel dazu zu lesen. :)

  • Mein Beitrag zum Thema:
    http://lookatthisfuckinhipster.com/?p=1

    Der einzige Vorteil von Hipstern ist, dass sie einen auf gute und unbekannte Musik aufmerksam machen können.

  • überall. Wenn ich mich in der Stadt oder in der Straßenbahn umgucke, sehe ich nur noch solche Leute. Das soll individuell sein? Die sind doch alle gleich. Indie-Leute, Hipster... Mit ihrem bescheuerten Szene Getränk Club Mate usw. Und alle Hipster haben sone dämliche Ray Ban Brille für hunderte Euros^^
    Ich hoffe, dieser Trend ist bald wieder vorbei, ich mag diese Subkultur nicht sonderlich. Die meisten, die ich kenne, sind Studenten in iwelchen Bummel-Studiengängen, kriegen von Mutti und Papi nen Haufen Kohle für ihre teuren Klamotten, die aussehen wie Second Hand, für ihren Club Mate, ihr Macbook, ihr Indie-Retro Fahrrad und und und.