Blutige Randale, Sachbeschädigungen und Klagefälle gegen Polizeigewalt: Die Ausmaße der Anti-G20-Demonstrationen sind immer noch spür- und sichtbar. Jetzt sollen die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.
10. August 2017 - 15:12 SPIESSER-Autorin breakfastatspiesser.
Beim G20 Gipfel in Hamburg lief so einiges aus dem Ruder, nicht nur die Bewahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Schon am ersten Gipfeltag, Freitag den 07. Juli, machten sich Ausschreitungen bemerkbar. Von heftigen Straßenschlachten zwischen Anti-G20-Demonstranten, über Ladenplünderungen, bis hin zu Brandstiftung extremer Art. Leider war für fast jeden etwas dabei, was auch die nächsten Tage noch anhalten sollte.
Wasserwerfer gegen Mensch, Foto: Thorsten Schröder, flickr.com, (CC BY 2.0)
Die Hamburger Polizei, anwesend in zahlreicher Aufstellung, ging erst nach einer Weile gegen die Ausschreitungen vor, aufgrund des nicht einzuschätzenden Gefahrenlevels. Allerdings scheute diese sich dann auch nicht vor dem großflächigen Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Pfefferspray, worauf die Zusammenstöße nur noch mehr ausarteten. Im Laufe des Gefechts wurden spontan auch Pflastersteine zur Wurfmunition erklärt.
All das, obwohl Bürgermeister Olaf Scholz doch noch im Juni den G20 Gipfel vom notwendigen Sicherheitsaufkommen her, mit dem guten alten Hafengeburtstag verglich. Mehr noch, er sprach davon, dass viele Hamburger den Gipfel wahrscheinlich nicht bemerken werden. In Anbetracht des erschreckenden Ausmaßes der Proteste, musste sich jedoch auch der Bürgermeister erschüttert zeigen. Er kündigte an, die Verursacher der Schäden würden zu Verantwortung gezogen und die Betroffenen finanziell entlastet werden.
„Liebe Nachbarn, wir räumen auf und sind bald wieder für Sie da.“
So hieß es auf notdürftig angebrachten Plakaten vor einigen Geschäften. Doch „liebe Nachbarn“? Wenn man sich die Radikalität der Demonstrationen anschaut, die von vielen Anwohnern mehr als ein „kleiner Krieg“ betitelt wurde, fragt man sich, wo die Nachbarn- und auch Nächstenliebe sein soll. Während sich die Aktivisten selber noch auf Twitter feierten und sich schon für den nächsten Gipfel ankündigten, wurde die Bilanz aus den Geschehnissen gezogen.
„Liebe Nachbarn“: Was soll das? Foto: Nils Kuhrt,
flickr.com, (CC BY-NC-SA 2.0)
Insgesamt 35 Verdächtige befinden sich in Untersuchungshaft. Sie stammen aus 15 Nationen und sind zwischen 18 und 56 Jahre alt. Bei den Anklagepunkten handelt es sich weitgehend um Sachbeschädigung, in vielen Fällen auch um schwere Körperverletzung. Die Unruhestifter müssen sich nun, genauso wie 152 noch offene Ermittlungsverfahren, der Staatsanwaltschaft stellen. Dabei kommen auf viele von ihnen Strafen zu, die von sechs Monaten bis hin zu 10 Jahren reichen können.
Den Härtefall stellt dabei ein 27-Jähriger dar, gegen den zu anfangs sogar wegen versuchtem Mord ermittelt worden war. Mittlerweile steht ihm, eine Strafe von rund 10 Jahren Haft bevor, wegen starker Körperverletzung und sogar Behinderung des Luftverkehrs. Den „Gipfel“ des Ganzen hatte der Demonstrant den Behörden geliefert, als er den Piloten eines Polizeihubschraubers mit einer Laserleuchte die Sicht genommen hatte, sodass dieser in der Steuerung extrem behindert worden war.
Doch so amüsierend manche Details der Randale auch klingen mögen, die ursprünglich erwarteten, friedlichen Proteste laut Olaf Scholz, die „Make Love Not G20“ Schilder – keiner kann den Schock der Hamburger verleugnen. Zwar waren die Staats- und Regierungschefs im Trockenen, aber nicht die öffentliche Ordnung und Sicherheit, welche dank der Wasserwerfer wortwörtlich untergingen.
Text: Rebekka Hörnig
Teaserbild: Robert Anders, flickr.com, (CC BY 2.0)
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