SPIESSER SPEZIAL, Teil 5: Lasst uns über Mode reden!
Unser Denken und Tun bestimmt unsere Ziele und Wünsche. Wir suchen nach Werten, nach dem, was in uns und vor uns liegt. Gut. Lasst uns also über Mode reden!
15. February 2011 - 14:43 von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Jasmin ist 26. Fuckingchic heißt ihr Modelabel. Spiegelschrift ist ihr Markenzeichen, Buchhaltung und Steuern sind ihre Herausforderungen.
Du designst und verkaufst T-Shirts. Die meisten in deinem Alter sind eher Käufer.
Jasmin betreibt seit Sommer 2010 das Modelabel Fuckingchic. Ihre T-Shirts sind handbemalt und zwar in Spiegelschrift.
Jasmin Ja, so begann auch alles bei mir. Ich war als Einkaufsberaterin
mit einem Freund unterwegs, doch auch im zehnten Laden haben wir kein T-Shirt gefunden, das uns gefallen hätte. Da habe ich ihm vorgeschlagen, selbst ein paar Shirts für ihn zu machen.
Und du hattest gleich konkrete Ideen?
Ich dachte mir: Okay, ich kann zeichnen und gute Sprüche fallen mir allemal ein. Ich brauche nur Pinsel, Textilfarbe und ein einfarbiges Shirt – dann mach ich, was mir gefällt, und er muss damit herumlaufen. (lacht)
Und er ist damit rumgelaufen...
Ja, das Ergebnis kam gut an und es gab erste – naja, sagen wir mal Bestellungen aus dem Freundeskreis. Da kam dann so langsam die Idee, damit Geld zu verdienen.
Aber gibt es nicht unsagbar viele T-Shirt-Buden?
Ja, natürlich. Gerade in Berlin sind so viele kreativ und bereit, sich selbst auszubeuten. Ich habe unzählige Leute getroffen, die Shirts bedrucken und habe sie ausgefragt, wo kauft ihr die Shirts, wie viel kosten die, was investiert, was verdient ihr? Das Ergebnis war ernüchternd. Die verdienen nichts.
Bei dir wird das anders? Du machst weiter?
Klar! (lacht) Denn ich habe auch gesehen, dass das, was ich mache, etwas Besonderes ist und einen hohen Wiedererkennungswert hat. Außerdem habe ich viel positive Resonanz erhalten. Das motiviert natürlich.
Wie lange ist das Besondere besonders?
Bevor ich auf die Designmärkte ging, machte mir ein Freund richtig Angst: Ich solle unbedingt meine Idee mit der Spiegelschrift schützen lassen, sonst würde ich meine Designs Designs in ein paar Monaten bei H&M sehen. Am folgenden Tag war ich drei Stunden auf dem Patentamt – jetzt bin ich Gebrauchsmusterschutz- und Markenrechts-Profi.
Es wurde also ernst.
Genau. Deswegen musste ein einprägsamer Labelname her und eine Website, um erreichbar zu sein. Ich habe Etiketten drucken und Stempel anfertigen lassen, um meinem Projekt eine griffige Corporate Identity zu verleihen. Ich befürchtete,
sonst in der verträumten Ich-lebe-mich-jetzt-auchmal-kreativ-aus-Ecke zu landen.
Und dann kamen die Geld-und-Unternehmer-Themen?
Ja. Den Theorie-Block – Steuer und Buchführung – könnte gern jemand für mich übernehmen. Außerdem den Einkauf der Rohstoffe. Es ist gar nicht so leicht, die besten Shirts und Farben zum niedrigsten Preis zu finden. Am zeitaufwendigsten
sind Vertrieb und Werbung. Ich muss Nachfrage erzeugen. Die Sachen müssen in Läden und im Internet in Blogs oder in sozialen Netzwerken platziert werden. Auch hier ist Einfallsreichtum gefragt.
Zum Beispiel?
Ich habe das Theken-Team einer angesagten Bar überredet, eine Samstagnacht meine Shirts zu tragen. Interessenten gaben sie meine Visitenkarte.
Was müssen Jungunternehmer da draußen also drauf haben?
Schafft euch ein Gefühl vom Markt und haltet Investitionskosten und Selbstausbeutung überschaubar. Dann das Übliche: an seine Idee glauben und durchhalten.
Was denkst du, wenn du T-Shirts auf der Straße siehst, die dir nicht gefallen?
Schlechte T-Shirts faszinieren mich. Ich denke mir dann immer: Super, es gibt für alles einen Markt!
Ist es das T-Shirt vom Flohmarkt in Amsterdam oder der Schal, den Oma strickte? Die Jeans, die Rock am Ring überlebte oder das Kleid, das schicke? Was ist euer
Mode-Liebling? Sagt und vor allem zeigt es uns: Ladet ein Foto von dem Kleidungsstück hoch, das euch ans Herz gewachsen ist! Unter allen Teilnehmern
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Fotos: K. Gigga
DAS SPIESSER SPEZIAL ENTSTAND IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEN VOLKSBANKEN RAIFFEISENBANKEN.
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